JACOB OTT
"Komm Feuer, geh mit mir ein Stück"
mit einer Ungenauigkeit von Johannes Willi und einer Schule von Mariana Murcia
Vorwort von Christian Schaeffer zur Preisverleihung am 04.12.2022
Zum ersten Mal können wir in Schallstadt den Kunstpreis des Kunstvereins ausloben. Ob er nun Schallstädter oder Schallstädter Kunstpreis heißen soll, haben wir heftig diskutiert… und uns schließlich für die Variante entschieden, die sich gesprochen einfach besser anhört.
Der Schallstädter Kunstpreis ist möglich geworden, weil uns der Leutersberger Privatier, Künstler und Schriftsteller Konrad Losch eine beachtliche Summe Geld testamentarisch vermachte. Er lebte in einem großen Haus ganz oben in Leutersberg arbeitete dort und füllte das Haus mit seinen Kunstwerken. Die Verwalterin und Bewahrerin seiner Arbeiten, Susanne Müller, öffnet das Haus immer wieder für Freunde, Gäste und Besucher.
An junge Künstlerinnen und Künstler soll unser Preis verliehen werden, und das nicht nur ein einziges Mal, sondern von nun an möglichst alle zwei Jahre. Wir möchten ausdrücklich Künstlerinnen und Künstler ehren und mit ein bisschen Geld beglücken, die am Anfang ihrer Laufbahn stehen und doch schon eine sichtbare Handschrift und eine entschieden künstlerische Vita aufweisen. Wie man weiß, macht Kunst Arbeit, das Jurieren von Kunstwerken ganz besonders. Deshalb schreiben wir den Preis nicht landesweit aus, sondern machen uns selbst auf die Suche nach möglichen Preisträgerinnen oder Preisträgern. Bei diesem ersten Mal hat uns dabei u.a. Prof. Nikolaus Bischoff von der Macromedia Hochschule in Freiburg geholfen und Vorschläge unterbreitet.
Jacob Otts künstlerische Arbeit, seine Installationen und Videoarbeiten haben uns schließlich überzeugt. Und das am Ende eines langen Prozesses der Sichtung und Diskussion in der Mittwochsrunde des Kunstvereins. Es gab nur wenige vorab festgelegte Kriterien, nach denen wir hätten entscheiden wollen. Junge Kunst, ja, kein Hobby-Künstler, eine eigene Ausdrucksweise, eine eigene Sprache, das waren die Vorgaben. Entscheidendes Kriterium: die innere Überzeugung, dass wir hier etwas Neues und Eigenes sehen und erleben, das wir gerne mit Preis und Ausstellung befördern wollen.
Im Atelier von Jacob Ott war zum Zeitpunkt unseres Besuchs gar nicht viel zu sehen. Ein Schreibtisch und auf ihm ein feiner Laptop. Gesprochen hat Jacob Ott zunächst auch nicht viel. Er hat uns auf dem Bildschirm gezeigt, was er hatte. Und geschaut, ob es uns gefällt.
Ein Video, in dem wir durch Gräser und Blätter streifen, schließlich folgen wir einer schwimmenden menschlichen Figur in immer neuen ornamenthaften Bildüberlagerungen in einem Fluss, werden assoziativ entführt, immer weiter und weiter - das hat uns geradezu gefangen genommen.
Als wir uns dann seine früheren Arbeiten ansahen, zum Beispiel die Arbeit von 2018 im Kulturwerk T66 in Freiburg, bei der die ganze Fensterfront mit Palmöl bearbeitet war, da waren wir wirklich entschieden. Diese Installation zeigte uns, wie Jacob Ott Räume wahrnimmt und wie er in Räume eingreift, seien es Innenräume oder öffentliche Orte, auf jeden Fall im weitesten Sinn gesellschaftliche Räume, deren Bedeutung er durch subtile und zugleich entschieden eigenwillige Veränderungen thematisiert.
Für diese Ausstellung hat er das Thema Feuer gewählt und stößt auf den Begriff Pyrozän als Bezeichnung für die Zeit, in der wir gerade leben. Jacob Ott schreibt: Feuerwissenschaftler:Innen wie Stephen Pyne haben als eine Erweiterung des Anthropozäns, den für meine künstlerische Arbeit sehr zentralen Begriff des Pyrozäns, entwickelt. Diese Theorie beschreibt den Umstand, dass wir Menschen durch unsere immer exzessivere Feuernutzung nun ein globales Ungleichgewicht in den Elementen und damit die Grundlagen für ein unaufhaltbares und unmittelbar bevorstehendes Feuerzeitalter geschaffen haben - ein vom Feuer geprägtes Äquivalent zur Eiszeit.